Bei den hier vorgelegten „Raupen“ handelt es sich um Larven von Haarmücken. Die Familie der Haarmücken (Diptera, Bibionidae) ist bei uns in Mitteleuropa mit insgesamt etwa 20 Arten vertreten. Die erwachsenen Insekten sind zumeist schwarz gefärbt, weisen die namengebende starke Behaarung auf und fallen durch ihren schwerfälligen Flug mit den herabhängenden Hinterbeinen auf. Typisch für Haarmücken ist ein gelegentliches Massenauftreten. Die Haarmückenweibchen legen ihre Eier vorzugsweise in solche Böden, die einen hohen Anteil an Organischer Substanz, Mist oder abgestorbenen Pflanzenteilen aufweisen. Mit ihren Vorderbeinen graben sie sich Gänge in den Boden, in denen sie die Eier ablegen. Insgesamt kann ein Haarmückenweibchen in seinem kurzen Leben bis zu 3000 Eier produzieren. Im feuchten Boden entwickeln sich die gesellig lebenden und auf Trockenheit empfindlich reagierenden Larven, wobei sie sich von toter Pflanzenmasse ernähren.
Im Allgemeinen entwickelt sich nur eine Generation pro Jahr. Auf Äckern, die mit Stallmist gedüngt wurden, auf Komposthaufen, in Wäldern mit einer dicken Laub- oder Nadelstreuauflage oder auf Flächen, die mit Rindenmulch abgedeckt wurden, kommt es deshalb gelegentlich zu einem Massenauftreten von Haarmückenlarven. Zu bestimmten Zeiten im Jahr treten dann die Imagines, also die geschlechtsreifen Haarmücken, in großen Schwärmen auf und fliegen auf der Suche nach Nahrung und Geschlechtspartnern umher. So soll die Markushaarmücke (Bibio marci L.) ihren Namen deshalb tragen, weil sie häufig um den Markustag (25. April) in großer Zahl beobachtet werden kann. Wenn die Haarmücken in derart großen Mengen auftauchen, gelangen sie häufig auch in die Häuser und werden den Bewohnern lästig. Als Nahrung bevorzugen die Haarmücken Pflanzensäfte, Honigtau und Ähnliches.
Über die Nutz- bzw. Schadwirkung der Bibioniden liegen unterschiedliche Literaturangaben vor. Zum einen wird berichtet, dass die Larven der Haarmücken, die eigentlich totes Pflanzenmaterial bevorzugen, bei Massenauftreten gelegentlich schädlich an verschiedenen Kulturpflanzen werden können. Auf der anderen Seite erfüllen die mit beißenden Mundwerkzeugen ausgestatteten Larven eine ökologisch sehr bedeutsame Aufgabe. Sie zerkleinern große Mengen an totem Pflanzenmaterial und liefern somit einen wichtigen Beitrag zur Humusbildung. Die geschlechtsreifen Haarmücken sind im Allgemeinen nicht pflanzenschädlich, da sie nur zuckerhaltige Substanzen aufsaugen. Ja, sie leisten sogar einen zum Teil nicht unerheblichen Beitrag zur Bestäubung der Obstbäume. Andererseits sollen sie durch die gleiche Verhaltensweise auch die Konidien des Mutterkorns (Claviceps purpurea) im Roggen übertragen.
In Ihrem konkreten Fall entwickelten sich die Larven im Gartenbereich. Eine Bekämpfung der Haarmücken ist hier zumeist nicht nötig, zumal die „Plage“ ja nicht lange anhält.
(Folge 27-2019)